Links: „Der Mann mit dem Goldhelm“ (Ausschnitt/Wiki Commons). Rechts: Der Birnhelm (auch Cabasset oder Schützenhaube genannt), wurde in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts aus dem Eisenhut entwickelt und bis Mitte des 17. Jahrhunderts eingesetzt.

Der Mann mit dem Goldhelm; um 1650/1655

Öl auf Leinwand, 67,5 × 50,7 cm, Gemäldegalerie Berlin


„Der Mann mit dem Goldhelm“ ist ein Porträt aus dem Umkreis des holländischen Malers Rembrandt van Rijn, das lange Zeit für ein Original Rembrandts gehalten wurde. Es wird als Eigentum des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins in der Gemäldegalerie Berlin ausgestellt.

Dazu Wikipedia:
[…] Der Kaiser-Friedrich-Museums-Verein erwarb als Förderverein der Gemäldegalerie Berlin das Bild als eigenhändiges Werk Rembrandts im Jahre 1897. In den 1970er Jahren tauchten jedoch im Rahmen des 1968 gestarteten „Rembrandt Research Projects“ Zweifel an der Authentizität des Bildes auf. Es stellte sich heraus, dass das Porträt eine Werkstattarbeit war und kein Verwandter Rembrandts Modell gesessen hatte. Der Mann mit dem Goldhelm wird erst seit 1986 nicht mehr Rembrandt zugeordnet. Ernst van de Wetering berichtet im Tagesspiegel über die Neubewertung dieses Bildes und die Reaktionen darauf:
„Auch für uns war es ein fester Bestandteil im allgemeinen Rembrandt-Bild. Als das Gemälde dann in der Restaurierungswerkstatt aus dem Rahmen genommen wurde, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Wir hielten eine Abschreibung zunächst für völlig unmöglich und haben jahrelang geschwiegen, denn bis zur Niederschrift in den Forschungsbänden waren unsere Erkenntnisse nur vorläufige Urteile.“[2]
Die Echtheitsfragen werden kontrovers diskutiert und rufen heftige Reaktionen hervor. Oft hätten die Mitarbeiter des Rembrandt Research Project zu hören bekommen: „Ihr stehlt, ihr vernichtet das Kapital der Besitzer. Die Menschen hatten das Gefühl, dass wir ihnen etwas wegnehmen würden.“[2]
Eine Neuzuweisung des Bildes wurde oft versucht. Dabei wurden Carel van den Pluym und Heyman Dullaert als Maler in die Debatte gebracht. Auch der Augsburger Maler Johann Ulrich Mayr, der um 1648/49 in der Werkstatt Rembrandts tätig war, wurde in Erwägung gezogen, da der Helm als Werk Augsburger Waffenschmiede erkannt wurde. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Maler des Goldhelms nicht dem engeren Kreis, sondern dem weiteren Umkreis Rembrandts angehörte.
Der Berliner Kunsthistoriker Werner Busch stellte fest, dass nach den Statuten des 17. Jahrhunderts „der Meister das Recht hatte, alles in seinem Atelier Gefertigte unter seinem Namen zu verkaufen“. Das erklärt auch, dass es Werke mit Rembrandts Signatur gibt, an die er so gut wie gar nicht Hand angelegt hatte: „Es gibt Rembrandt-Bilder, die sind rembrandtischer als Rembrandt selbst, wie der „Mann mit dem Goldhelm“ in Berlin. Sein dickes Impasto, das potenzierten Glanz produziert, treibt ein rembrandtsches Prinzip über sich selbst hinaus. Eben deswegen konnte das Bild so berühmt werden,  es war für eine bestimmte Zeit der Inbegriff von Rembrandt, ohne von Rembrandt zu sein.“[3]“


Verschiedene Sichtweisen
„[…] Bei dem Dargestellten handelt es sich nicht, wie oft vermutet, um Rembrandts Bruder Adriaen. Arnold Houbraken erwähnt immerhin ein Gemälde des Kriegsgottes Mars des Rembrandt-Schülers Heyman Dullaert, das in Amsterdam als echter Rembrandt verkauft worden sei.
Anzumerken ist, dass für die Betrachter des späten 17. Jahrhunderts der Helm aus dem späten 16. Jahrhundert bereits als Antiquität galt. Dies legt den Schluss nahe, dass die porträtierte Person als Krieger der Vergangenheit gedacht war, dessen Prunkhelm ein Zeichen seines hohen Rangs war.
Auffällig ist, dass das eigentliche Attribut zum Hauptmotiv des Bildes wurde; der Dargestellte bleibt so anonym. So charakterisierte Abraham Bredius das Bild als „meisterhaftes Stillleben eines Helmes“. Wilhelm von Bode war der Ansicht, das Motiv sei „von Rembrandt nur dazu erfunden, um Ausdruck und Charakter des Kopfes noch zu heben“.[1]“

[1] Beide Zitate nach Saam Nystad: Der Goldhelm. In: Jahrbuch der Berliner Museen 41 (1999), S. 245–250, hier S. 245.
[2] Zitat van de Weterings nach Nicola Kuhn: Das Prinzip der Kennerschaft. In: Der Tagesspiegel, 29. Januar 2006. Abgerufen am 15. August 2010.
[3] Werner Busch: Wirklich Rembrandt? 400 Jahre nach seiner Geburt gibt der Maler der Forschung noch immer Rätsel auf. In: Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität Berlin, 24. Juni 2006. Abgerufen am 24. Mai 2014.
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Mann_mit_dem_Goldhelm

Und schon lässt sich feststellen, dass viel gemutmaßt und vieles ganz sicher gewusst wurde und doch nichts bestätigt werden kann. Auch der Titel des Bildes „Der Mann mit dem Goldhelm“ ist eher eine vage Beschreibung.
Ein Mann mit Helm? Also ein Soldat? Dafür ist der Helm aber viel zu prachtvoll. Also ein Offizier? Möglich, aber wenn, dann nur ein hoher Offizier im Range eines Befehlshabers, das heisst, mindestens ein Fürst oder König. Dafür fehlen aber wichtige Attribute, wie z.B. Wappen, Krone, Kleinod, Schwert oder Panzerhandschuh. Das Kleinod, eine Goldkette, ist wohl einer früheren Restaurierung zum Opfer gefallen. Erst die letzte Restaurierung lässt die Vermutung einer Goldkette zu.
Also doch der Kriegsgott Mars, der natürlich keine irdischen Insignien braucht? Aber auch das ist unmöglich. Ein Blick genügt. Der alte Kämpe, hohlwangig, unrasiert, mit stierem, düsterem Blick, hat zu keiner Zeit der Vorstellung von einem Gott entsprochen. Und trotzdem, dieser Helm ist derartig kostbar, dass nur Könige bzw. „Gottgleiche“ sich so etwas erlauben konnten.

Des Rätsels Lösung
Der Abgebildete ist Wolf Dietrich von Raitenau (* 26. März 1559 in Schloss Hofen (Lochau am Bodensee); † 16. Jänner 1617 auf der Festung Hohensalzburg). Er war Fürs­terzbischof und regierte von 1587 bis 1612 das Fürsterzbistum Salzburg. Nach wie vor prägen seine Bauten und Plätze, die er von Vincenzo Scamozzi planen ließ, das Bild der Stadt Salzburg. 1587 war er kurz Abt des Klosters Murbach gewesen.
[…] Wolf Dietrich stammte aus dem süddeutschen Kleinadelsgeschlecht Raitenau, das im Bodenseeraum begütert war. Er war der Sohn des Hans Werner von Raitenau und besaß über seine Mutter Helene von Hohenems eine entfernte Verwandtschaft zu den Medici, namentlich mit Giovanni Angelo Medici, dem späteren Papst Pius IV., dessen Nichte sie war. Darüber hinaus war er mit Kardinal Karl Borromäus verwandt, der noch zu Wolf Dietrichs Lebzeiten heiliggesprochen wurde. Für seine Mutter ließ er nach 1586 in der Pfarrkirche St.Peter und Paul in Orsingen durch Hans Morinck ein Grabmal mit einer lebensgroßen Figur der Gräfin anfertigen. Sein Bruder Werner von Raitenau wurde in der durch ihn 1627 angebauten Johanniterkapelle (heute Sakristei) bestattet.[1]
Im Mai 1587 als Kompromisskandidat zum Erzbischof gewählt, wurde er im Oktober desselben Jahres vom Passauer Bischof Urban von Trennbach zum Priester und Bischof geweiht. Schon nach kurzer Zeit führte er Reformen in der Liturgie und Verwaltung durch. Anfänglich verfolgte er eine strikte gegenreformatorische Linie und verwies im Jahr 1589 alle Protestanten der Stadt Salzburg. Er rief die Kapuziner und die Augustiner-Eremiten ins Land, um die Gegenreformation weiterzuführen. Wolf Dietrich fand jedoch bald zu einer Politik der Toleranz, die ihn aber der Kurie entfremdete. Er stand mit Tycho Brahe in Kontakt und rezipierte Machiavellis Ideal vom souveränen Renaissancefürsten, das er in frühabsolutistischem Sinn umdeutete. Der hochgebildete Erzbischof besaß einen scharfen Verstand, war aber oft unberechenbar und jähzornig.
Er gilt als großer Kunstsammler. Bedeutend ist er aber vor allem als Bauherr; manche Bauten wurden dabei von ihm wieder niedergerissen oder kamen unter seiner Regierungszeit nicht mehr zur Ausführung. Nach dem Brand des Salzburger Doms 1598 wurde die Ruine gemeinsam mit 55 Bürgerhäusern niedergerissen, um Platz für einen neuen Dombau zu machen, der allerdings erst unter seinem Nachfolger (mit veränderter Planung) in Angriff genommen wurde.
Die Planungen wurden von Vincenzo Scamozzi durchgeführt, der zugleich ein neues Raster für die Innenstadt entwarf: Residenz- und Mozartplatz gehen auf diese Planungen zurück. Auch die Residenz und die Neue Residenz wurden von ihm gebaut. Die Residenz wurde 1592 wieder abgerissen, da sie nicht mehr gefällig erschien, und der Nachfolgebau erst 1609 fertiggestellt.
Für seine Lebensgefährtin Salome Alt, mit der er 15 Kinder hatte, ließ er das Schloss Altenau bauen, das von seinem Nachfolger in Mirabell umbenannt wurde.
Zu Fall brachten ihn die Konflikte mit Bayern: Sein Fernbleiben von der Katholischen Liga lief der Politik Maximilians von Bayern zuwider. Weitere Streitpunkte waren der Salzpreis sowie die salzreiche und reichsunabhängige Fürstpropstei Berchtesgaden, über die Salzburg schon immer seinen Einfluss ausbreiten wollte, die damals aber stark unter bayerischem Einfluss stand. Ein Einmarsch der Salzburger Truppen in Berchtesgaden im Oktober 1611 wurde von den Baiern mit einem Einmarsch in Salzburg beantwortet. Wolf Dietrich wurde auf der Flucht gefasst und bis an sein Lebensende von seinem Nachfolger und Neffen Markus Sittikus Graf von Hohenems zuerst in der Festung Hohenwerfen und später in der Fürstenstube der Festung Hohensalzburg in strenger Einzelhaft eingesperrt. Er ritzte in die Wand der Festung Hohenwerfen folgenden Spruch (zerstört beim Brand 1931): „Gibt in der Welt vil Trug – Tue recht und fürcht die Lug. – Damit ward ich betrogen – Ich tat recht und ward …“ Am Ende seines Lebens hat sich Wolf Dietrich in das Unabänderliche seines Schicksals gefügt und seine Gefangenschaft als gottgewollt angenommen. Seine Barbiere Johannes Strauß und Adam Stainer sagten, Wolf Dietrich habe geäußert, er sei allein Schuld an seinem Schicksal, „nur seine geliebten Kinder hätte er gerne um sich gehabt“[2], ein Wunsch, der ihm bis zu seinem Lebensende nicht mehr erfüllt wurde. […]“
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Dietrich_von_Raitenau

[1] Fredy Meyer: Adel und Herrschaft am Bodensee, S.161 ff.
[2] Reinhard R. Heinisch: Wolf Dietrichs Sturz und Gefangenschaft. In Salzburger Landesregierung Kulturabteilung (Hrsg.), 4. Salzburger Landesausstellung - Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau - Gründer des barocken Salzburgs, S. 79–82. Salzburg: 1987.

Eine verwegene Behauptung, gewiss, aber hier passt alles. Nur vom Meister Rembrandt muss man sich endgültig trennen, es sei denn, seine Werkstatt hätte eine Kopie von einem älteren Bild angefertigt. Das wiederum würde gewisse Ungenauigkeiten erklären. Aber zurück zu Wolf Dietrich von Raitenau. Wieso er? Als erstes er war ein Fürst, um genau zu sein Fürsterzbischof. Nur eine solch hochgestellte Person konnte so einen Helm besitzen. Dann war er als Gefangener natürlich all seiner Insignien beraubt. Dann die Tragik in der Sache, dass er wohl bis an sein Lebensende von seiner Familie getrennt blieb. Doch war sein Stand derartig hoch, dass man ihm mit Sicherheit nicht verwehren konnte, z.B. Bilder von sich anfertigen zu lassen, die dann an die Familie weitergegeben wurden. Natürlich war es undenkbar, dass er auf diesem Bild als irgend etwas dargestellt würde, das ihm nicht zustand. Schwert, Kleinod, Purpur, selbst ein Kreuz wäre unzüchtig gewesen. Auch lässt sich so der reuige, doch sinnende Blick erklären, der gut zur Lebensgeschichte von Wolf Dietrich von Raitenau passt. Aber der beste Beweis für diese Theorie ist der Helm. Er besaß tatsächlich solch ein Statussymbol. Hier ist er zu finden:
http://www.stiftsland.bayern/images/bilder/kolping/160620_landesausstellung/160620_kolping_salzburger_landesausstellung_04.jpg


Der Helm war ein klarer Beweis für seine ehemalige Stellung. Sofort erkannte man ihn daran. Niemand sah etwas Anrüchiges an der Darstellung, und doch hatte die Familie ein Erinnerungsstück, das ehrenhaft, mannbar, aber auch mahnend ist. Es stellt Ehre her, ohne Pardon geben zu müssen, und gegebenenfalls auch ein Stück weit Versöhnung.