Pistole Mauser C96 mit Anschlagschaft, Gewehr Modell 88/5, Nimcha, Webley-Revolver Mk V, Jambiya mit Gürtel, Pistole 08 mit Koffertasche.  T. E. Lawrence/Lawrence von Arabien (Quelle: Nasjonalbibliotekets bildesamling. Ukebl. Hjemmet Red Eldste arkivnummer: 625/Wiki Commons)

T. E. Lawrence, besser bekannt als Lawrence von Arabien

Beitrag von Ute Jansen-Rentz, Köln-Esch


Die Vorgeschichte

Die Araber
Im frühen 7. Jahrhundert entstand in der ausgedörrten Landschaft Arabiens, wo überwiegend nomadisierende Beduinen lebten, der Islam, die jüngste der monothe­istischen Weltreligionen. Die im Hedschas, einer Landschaft am westlichen Rand der arabischen Halbinsel, gelegene Stadt Mekka bezog durch ihre verkehrsgünstige Lage als wichtiges Handelszentrum hohe Einnahmen durch die vorbeiziehenden, reich beladenen Karawanen und durch die Pilger, die zur Kaaba reisten. Die Kaaba war schon in vorislamischer Zeit ein zentrales Heiligtum der arabischen Stämme des Umlandes. Neben Allah, einem der Hauptgötter, wurden 300 weitere Gottheiten angebetet.

Dort, in Mekka, soll etwa um 610 n. Chr. dem Kaufmann Mohammed der Erzengel Gabriel erschienen sein und ihm den Auftrag erteilt haben, die Araber zum Glauben an den einen Gott Allah zu bekehren. Viele Anhänger Mohammeds nahmen, auf ein besseres dies- und jenseitiges Leben hoffend, seine Botschaft an. Doch die mit finanzieller und militärischer Macht in Mekka herrschenden Quraisch, die durch die neue Lehre ihre Machtposition gefährdet sahen, bekämpften Mohammed erbittert. Es kam zu einer Reihe von gewalttätigen Übergriffen auf die ersten Muslime in Mekka und auf Mohammed selbst. Schließlich floh er 622 nach Yathrib (später Medina genannt), wo er die erste muslimische Gemeinde gründete. Von dort aus bekämpfte er seine Gegner und konnte acht Jahre nach seiner Vertreibung als theokratischer Führer nach Mekka zurückkehren. Es gelang ihm in der Folgezeit, die untereinander zerstrittenen arabischen Wüstenstämme als Gemeinschaft der Muslime religiös und politisch zu einigen. Als er 632 starb, hatte er fast die gesamte arabische Halbinsel erobert, deren Randgebiete damals weitgehend unter der Kontrolle des Byzantinischen Reichs und des persischen Sassanidenreichs standen. Seine Nachfolger als religiöse und politische Führer des Islam, die Kalifen, trugen den Jihad fi sabil Allah, den „Kampf auf dem Pfad Gottes“, über die Grenzen der arabischen Halbinsel hinaus und eroberten bis ins 8. Jahrhundert hinein sowohl die byzantinischen nordafrikanischen Provinzen als auch das Perserreich bis an die Grenzen zu China und Indien.

711 landete eine muslimische Streitmacht bei Gibraltar; bis 725 eroberten die Araber das Reich der Westgoten und drangen bis Südfrankreich vor. Im Jahr 732 errang der fränkische Hausmeier Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers einen entscheidenden Sieg über die Araber und verhinderte so das weitere Vordringen des Islams nach Westeuropa. Doch Spanien blieb muslimisch. Erst 1492 nach der erfolgreichen Rückeroberung der iberischen Halbinsel durch die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón, räumte der letzte muslimische Herrscher die Alhambra.

Nachdem die Araber ihre Macht bis an die Grenzen der abendländischen Welt ausgedehnt hatten, begann im 10. Jahrhundert durch Zerwürfnisse unter den arabischen Dynastien der Zerfall des arabischen Weltreichs in einzelne rivalisierende Fürstentümer.

Die Osmanen
Seit dem 11. Jahrhundert sickerten Teile eines turkmenischen Nomadenvolkes, die Seldschuken, aus dem östlichen Mittelasien in Teile des Byzantinischen Reiches ein. Auf ihrer Wanderung hatten die später als Türken bezeichneten Fremden den Islam angenommen. Nach dem Sieg der Seldschuken in der Schlacht von Mantzikert 1071 ging das Innere Kleinasiens für das Byzantinische Reich endgültig verloren. Oghusische Stämme, die im Gefolge der Seldschuken nach Anatolien eingewandert waren, gründeten dort in der Folgezeit mehrere Fürstentümer.

1288 trat Osman I. als Stammesoberhaupt der Oghusen an. Den einsetzenden Zerfall der Seldschuken-Herrschaft unter dem Ansturm der Mongolen nutzte er aus, um große Teile byzantinischen Gebiets im Nordwesten Anatoliens für sich zu gewinnen. Damit legte er den Grundstein für das spätere Osmanische Reich.

Die Türken, nach ihrem Führer auch Osmanen genannt, breiteten sich in den näch­sten Jahrzehnten von Anatolien stetig weiter aus. Im Westen eroberten sie die Staaten der Balkanhalbinsel, die 500 Jahre unter osmanischer Herrschaft bleiben sollten. Im Jahr 1453 wandte Sultan Mehmet II. sich gegen Konstantinopel, die Hauptstadt des byzantinischen und das Zentrum des christlich-orthodoxen Reiches. Die Stadt fiel nach 54tägiger Belagerung am 29. Mai. Das Osmanische Reich festigte mit der Eroberung Konstantinopels seine Herrschaft an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien und legte den Grundstein für seine weitere Ausbreitung. Die Nachricht von dem Fall Konstantinopels wurde in Westeuropa mit großem Entsetzen aufgenommen. Nach der Eroberung wurde Konstantinopel, nun „Istanbul“ genannt, zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Weltreiches ausgebaut.

Selim I. setzte vor allem im Osten die Eroberungsfeldzüge fort: Große Teile der arabischen Welt fielen bald unter die Herrschaft des Sultans von Istanbul. Der Besitz der heiligen Stätten Mekka und Medina ab 1517 untermauerte zudem den Anspruch der Osmanen, die neuen Kalifen zu sein. Damit wurde das Osmanische Reich auch der Hüter der Heiligen Stätten des Islams.

Im 16. Jahrhundert fand unter Sultan Süleyman I., dem Prächtigen, während der Türkenkriege zwischen dem Osmanischen Reich und den christlichen Staaten Europas auch die erste Belagerung Wiens statt. In dieser Ära erlangte das Reich seine größte Ausdehnung: Es erstreckte sich von Algier bis Basra am Persischen Golf, von Aden an der Südspitze der Arabischen Halbinsel bis nach Nordungarn. Als Seemacht kontrollierte das Reich das Mittel- und das Schwarze Meer. Doch es klafften erste Risse in der prachtvollen Fassade. Süleymans Eroberungen hatten den Staatshaushalt in die roten Zahlen gedrückt. Verschwendung und Bestechung kennzeichneten zudem das Leben am Hofe.

In den Kriegen mit Österreich und Ungarn und durch die Ausrichtung des Zarenreichs Richtung Süden setzte besonders nach der zweiten erfolglosen Belagerung Wiens durch Sultan Mehmet IV. (1683) ein Machtzerfall ein. Trotz innerer Reformen nahm die Schwäche des Osmanischen Reiches weiter zu. Es war Ende des 17. Jahrhunderts in einem wirtschaftlich schlechten Zustand und immer stärker von den Ländern Europas abhängig. Seine Erhaltung war für Europa jedoch wichtig, um den Weg zum Mittelmeer für Russland zu blockieren und das Kräftegleichgewicht auf dem europäischen Kontinent zu erhalten.

Im 19. Jahrhundert beunruhigten die Versuche von Zar Nikolaus I., seine Machtstellung in Europa auszuweiten und durch die Kontrolle über die wichtigen Meerengen Bosporus und Dardanellen den Zugang zum Mittelmeer zu bekommen, zunehmend die europäischen Staaten. Durch die Besetzung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei durch Russland – beide Fürstentümer waren Vasallenstaaten des Osmanischen Reiches – sowie Russlands Anspruch auf die alleinige Schirmherrschaft über alle Christen im Osmanischen Reich kam es zum Krimkrieg (1853 – 1856), in dem Frankreich und England an der Seite des geschwächten Osmanischen Reiches gegen die Russen kämpften. Im Pariser Frieden von 1856 wurde dem Osmanischen Reich die territoriale Unversehrtheit und politische Souveränität garantiert.

Durch weitere Kriege versuchte das Osmanische Reich, Aufstände der nach Unabhängigkeit strebenden Völker auf dem Balkan zu unterdrücken und seine Gebiete zu bewahren, was jedoch immer weniger gelang. Im Jahr 1877 erklärte Russland dem Osmanischen Reich erneut den Krieg und wurde dabei von Serbien, Montenegro, Rumänien und Bulgarien unterstützt. Durch den russisch-türkischen Friedensvertrag von San Stefano vom 3. März 1878 verlor das Osmanische Reich alle Gebiete auf dem Balkan. Da jedoch der Friedensvertrag von San Stefano auch die Position Russlands an den Meeresengen festigte, erhoben die europäischen Großmächte Einspruch gegen den Friedensschluß. Auf dem Berliner Kongreß nahmen die europäischen Mächte 1878 eine Neuordnung des Balkans vor: Die einzelnen Territorien wurden unter den Großmächten aufgeteilt oder für souverän erklärt. Größter Nutznießer der Neuaufteilung des Balkans war Österreich-Ungarn, das damit jedoch ein politisches Pulverfaß verwaltete.

Der Erste Weltkrieg
Am 28. Juni 1914 ermordete der Nationalist Gavrilo Princip den österreichisch-ungarischen Thronfolger und dessen Frau. Dahinter stand die großserbische nationale Bewegung „Schwarze Hand“, die Österreich mit Hilfe Russlands vom Balkan verdrängen und ein großserbisches Reich errichten wollte. Aufgrund einer Vielzahl von Interessensgegensätzen und gesamteuropäischen Spannungen, die aus wirtschaftlicher Konkurrenz der führenden Industrienationen, dem Kampf um Rohstoffquellen und Absatzmärkte sowie dem Streben nach Kolonialbesitz resultierten, wurde das Attentat von Sarajewo zum Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Gegenüber standen sich der Dreibund Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien und die Tripelentente Großbritannien, Frankreich, Russland sowie ihre Verbündeten.

Das Osmanische Reich verhielt sich nach Ausbruch des Krieges zunächst neutral, unterzeichnete jedoch am 2. August 1914 einen Bündnisvertrag mit dem Deutschen Reich, um seine Position auf dem Balkan langfristig zu stärken. Das Deutsche Reich erwartete als Gegenleistung die Bereitstellung von Truppen und hoffte, daß der neue Bündnispartner als muslimisches Großreich seinen politischen Einfluß auch in den von Muslimen bewohnten Kolonialgebieten der Entente-Mächte geltend machen und einen Aufstand der islamischen Welt gegen sie entfachen könnte.

Das Osmanische Reich war nicht zufällig ein wichtiger Verbündeter Deutschlands: Bereits Jahrzehnte vor Kriegsausbruch war es von deutscher Seite als strategischer Partner aufgebaut worden. Um den Niedergang des Reiches aufzuhalten, bot das Deutsche Reich den Osmanen Beistand an und erhielt dafür wirtschaftliche und militärische Vorzugskonditionen. Die Unterstützung bestand in der Entsendung deutscher Militärberater, die ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkrieges auch aktive Posten im osmanischen Heer übernahmen, und im 1903 begonnenen Bau der Bagdadbahn. Mit dieser Bahn wollte Deutschland eine durchgehende Bahnlinie von Berlin bis zum Persischen Golf schaffen, um eine wirtschaftliche Erschließung des Osmanischen Reichs anzukurbeln, Güter und Truppen schnell in den Orient transportieren und Rohstoffe nach Deutschland bringen zu können. Die Bagdadbahngesellschaft bekam das Recht zugesprochen, entlang einer Breite von jeweils 20 Kilometern rechts und links des Schienenstranges nach Rohstoffen zu schürfen. Des Weiteren erhielt die Deutsche Bank, die zu 25 % an der Kapitalisierung der Bagdadbahn beteiligt war, eine Ölkonzession für die mesopotamischen Ölfelder. Diese ließ sie jedoch ungenutzt, da ihr das finanzielle Risiko zu groß erschien.

Mit den Dardanellen und dem Bosporus kontrollierten die Osmanen die einzige Verbindung zum Schwarzen Meer. Mit deutscher Hilfe sollten die Dardanellen vermint und so die Verbindung der Briten und Franzosen zu ihrem Verbündeten Russland blockiert werden. Am 28. Oktober 1914 brachen die beiden deutschen Kriegsschiffe „Goeben“ und „Breslau“ nach Konstantinopel auf und wurden unter den Namen „Yavuz Sultan Selim“ und „Midilli“ mitsamt der deutschen Besatzung der osmanischen Marine übergeben. Am Tag darauf beschoß die „Goeben“ unter osmanischer Flagge die russischen Häfen Sevastopol und Odessa am Schwarzen Meer, Sitz der russischen Schwarzmeerflotte. Als Reaktion auf die Beschießung erklärten die Ententemächte Großbritannien, Frankreich und Russland der Regierung in Konstantinopel den Krieg.

Anfang 1915 traf ein britisch-französisches Geschwader an der Südspitze Gallipolis ein. Die Alliierten wollten die Halbinsel besetzen und sie als Ausgangsbasis für die Eroberung Istanbuls nutzen. Der Angriff – zuerst von der See, dann mit Landstreitkräften geführt – scheiterte unter hohen Verlusten auf beiden Seiten dramatisch. Nach der Niederlage versuchten die Alliierten nun verstärkt, das Osmanische Reich in den schwächer verteidigten arabischen Provinzen zu treffen.

T. E. Lawrence
Im August 1888 wurde Thomas Edward als zweitältester von fünf Söhnen in Wales geboren. Die Zweitfamilie des Barons Sir Thomas Chapman mit Sarah Lawrence, die er neben seiner bürgerlichen Ehe unterhielt, lebte wohlhabend und religiös. Die Kinder erhielten eine vorzügliche Bildung. Lawrence studierte in Oxford Geschichte und kam im Sommer 1909 zum ersten Mal in den Orient, wo er „in seinen Gewohnheiten ganz Araber“ wurde, wie er in einem Brief schrieb. Zu Fuß reiste er durch Syrien und Palästina, um Material für seine Examensarbeit über den „Einfluß der Kreuzzüge auf die europäische Militärarchitektur“ zu sammeln. Ab 1910 nahm er als Archäologe an Ausgrabungen in der Hethiterstadt Karkemisch teil. Als die Briten am 4. August 1914 in den Ersten Weltkrieg eintraten, meldete Lawrence sich freiwillig und begann seinen Dienst bei der kartographischen Abteilung des Generalstabs der britischen Armee.

Als Sultan Mehmed V. im November 1914 zum „Heiligen Krieg“ gegen die Entente aufrief, versuchte Großbritannien seinerseits, die Araber zum Aufstand gegen die Osmanen zu bewegen. Hussein ibn Ali, Emir des Hedschas und Scherif von Mekka, war anfangs bestrebt, Neutralität zwischen Osmanen und Briten zu wahren, suchte dann aber, als er erfuhr, daß die Osmanen ihn nach Kriegsende absetzen wollten, das Bündnis mit den Briten. Das Hauptinteresse der Briten war dabei zum einen die endgültige Zerschlagung des Osmanischen Reiches und zum anderen der Zugang zu den neu zu erschließenden mesopotamischen Ölquellen als Beute. Besonders im Gebiet rund um Mossul und Kirkuk im Norden Mesopotamiens vermutete man märchenhaft reiche Öllagerstätten. Die Zerschlagung des Osmanischen Reiches deckte sich durchaus mit den Vorstellungen der Araber, die die Möglichkeit gekommen sahen, die osmanische Herrschaft abzuschütteln und einen selbständigen arabischen Staat zu gründen. 1915 erklärte der britische Hochkommissar in Ägypten, Sir McMahon, in einem geheimen Brief an Hussein ibn Ali die Bereitschaft, „die Unabhängigkeit der Araber in den Gebieten anzuerkennen, deren Grenzen der Scherif vorgeschlagen habe“. Die Araber begannen im Juni 1916, von den Briten durch Gold und Militärberater unterstützt, vereinbarungsgemäß ihren Aufstand gegen die Osmanen, derweil die Briten unter starker Gegenwehr der Osmanen und Deutschen über den Sinai und Palästina nach Damaskus vorrückten. Zugleich marschierten sie den Euphrat hinauf nach Bagdad und besetzen das Zweistromland. Mehr als anderthalb Millionen Soldaten waren von 1915 bis 1918 im Nahen Osten im Einsatz, mehrere hunderttausend fielen.

Der britische Geheimdienst in Kairo erkannte die besondere Eignung Lawrence‘ dank seiner außergewöhnlichen Orts- und Sprachkenntnisse und setzten ihn als Verbindungsoffizier zu den Aufständischen ein, deren Vertrauen er schnell gewann. Denn anders als seine Stabsoffiziere trat er statt in Uniform als arabischer Scheich auf: Er trug arabische Kleidung, ein goldener Dolch prangte an seiner Seite, die arabischen Dialekte sprach er fließend. Da die Araber schlecht ausgebildet, undiszipliniert und nicht organisiert waren, hätten sie in einer offenen Feldschlacht den zahlenmäßig überlegenen Osmanen nichts entgegensetzen können. Lawrence gelang es, die sich bekriegenden arabischen Nomadenstämme zu einigen und wirkte auf ihr gemeinsames Vorgehen hin. Außerdem entwickelte er Techniken des Guerillakrieges. Zusammen mit Faisal, einem Sohn Hussein ibn Alis, und dessen Beduinentruppen führte er Überraschungsangriffe auf osmanische Militärposten und die Hedschasbahn als wichtiges Verbindungs- und Versorgungsglied durch. Mit Faisal verband ihn bald eine enge Freundschaft.

Den Bau der Hedscha- Eisenbahnlinie von Damaskus nach Mekka gab der osmanische Sultan Abdülhamid II. im Jahr 1900 in Auftrag. Die Bahn sollte vorrangig Pilger bequem und sicher zu den heiligen Stätten des Islams bringen, doch ließen sich mit diesem modernen Verkehrsmittel auch schnell türkische Truppen in die von aufständischen Beduinen bedrohten Landstriche verschieben. Diese Tatsache wurde verständlicherweise von den Briten und Franzosen beunruhigt zur Kenntnis genommen. Doch der Sultan ließ nicht von seinem Plan ab und baute mit Geld und Stahl aus Deutschland unter Anleitung des sächsischen Ingenieurs Meissner eine eingleisige Schmalspurbahn durch die Wüste. 1908 war die Strecke bis Medina fertiggestellt. Dann wurde Abdülhamid II. gestürzt und der Bau der Bahn abgebrochen. 

Innerhalb von vier Monaten sprengten Lawrence und seine kamelberittenen Guerilla-Trupps vor allem im Bereich der nordöstlich von Akaba gelegenen Stadt Ma‘an Brücken, türkische Züge und Gleisstücke der Bahnlinie, durchtrennten Telegrafenleitungen und verwandelten die Strecke schnell in ein Trümmerfeld. Dies unterbrach die Nachschubwege der osmanischen Armee, die so nachhaltig geschwächt wurde, und demoralisierte die Soldaten. Die Araber raubten die Züge aus; Insassen, die die Anschläge überlebten, wurden getötet. Schließlich machten die Osmanen Jagd auf Lawrence. Er wurde gefangengenommen und gefoltert, konnte jedoch fliehen und die Sache der Araber weitertreiben.

Ziel war zunächst die Hafenstadt Akaba, die als uneinnehmbar galt. Ihre gesamte Verteidigung war ausschließlich seewärts gerichtet, denn der Landweg führte 300 km durch die Wüste Nefud; ein Angriff von dort schien undenkbar. Doch Lawrence und seine Kämpfer wagten den zwanzigtägigen Ritt durch das gefährliche Gebiet und überrannten am 6. Juli 1917 die überraschten osmanischen Besatzer. Akaba fiel, ebenso wie im Oktober 1918 Damaskus. Am 30. Oktober 1918 endete der Erste Weltkrieg am östlichen Mittelmeer mit dem Waffenstillstand von Moudros. Das Osmanische Reich war geschlagen und wurde, abgesehen von Anatolien, unter den Siegern und ihren Partnern aufgeteilt.

Nach dem Waffenstillstand zog sich Lawrence ausgelaugt und enttäuscht zurück, denn schon lange ahnte er, daß sich die Hoffnung der Araber auf einen selbständigen arabischen Staat nicht erfüllen würde: Der britische Abgeordnete Sykes und der französische Diplomat Picot handelten bereits im März 1916 das geheime Sykes-Picot-Abkommen aus, das dem Inhalt des Briefes Sir McMahons an Hussein ibn Ali grundsätzlich widersprach. Dadurch wurden durch Großbritannien und Frankreich die arabischen Gebiete des Osmanischen Reiches unter Mißachtung arabischer Belange zwischen diesen beiden Staaten aufgeteilt und willkürliche Grenzen gezogen, die ohne Rücksicht auf die vorhandenen ethnischen und konfessionellen Strukturen nur den Machtinteressen der beiden Länder dienten und auch noch hundert Jahre später zu blutigen Konsequenzen führen. Nach der Niederlage der osmanischen Truppen besetzten Frankreich und Großbritannien die im Sykes-Picot-Abkommen vereinbarten Gebiete. Durch den Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 gelangten Mesopotamien und Palästina unter britische Verwaltung, Syrien und der Libanon fielen an Frankreich.

Zwar nahm Lawrence 1919 als Berater des damaligen Kolonialministers Churchill an der Friedenskonferenz in Paris teil, in dessen Stab er bis 1921 blieb. Doch dann zog er sich endgültig aus der Politik zurück und diente ab 1922 bis zu seinem Ausscheiden Anfang 1935 als einfacher Soldat in der Royal Air Force und dem Royal Tank Corps.

Thomas Edward Lawrences abenteuerliches Leben endete am 19. Mai 1935 auf dem Weg vom Postamt von Bovington zurück in seinen Zufluchtsort „Clouds Hill“, ein liebevoll restauriertes Landhaus in Dorset:  Mit seinem Motorrad viel zu schnell unterwegs, mußte er zwei Fahrradfahrern ausweichen, stürzte und zog sich so schwere Kopfverletzungen zu, daß er nach sechs Tagen im Koma verstarb.

Der Mythos
Der amerikanische Journalist Lowell Thomas kam 1917 nach Europa, um seinen Landsleuten vom Kriegsgeschehen zu berichten. Dann hörte er Anfang 1918 von T. E. Lawrence und reiste in das gerade von den Briten eroberte Palästina, wo er erstmals auf Lawrence traf. Die erste Begegnung beschreibt er so: „Eines Tages ging ich in Jerusalem die Christian Street hinunter, als eine Gruppe von Arabern an mir vorüberkam. Unter ihnen fiel mir ein bartloser junger Mann auf mit Haaren so blond wie die eines Skandinaviers, in dessen Adern Wikingerblut und die kühle Tradition von Fjorden und nordischen Sagen fließt, aber er war in die Gewänder eines orientalischen Fürsten gekleidet und trug das goldene Schwert eines Prinzen von Mekka. Kurz darauf wurde er mir im Palast des britischen Gouverneurs von Jerusalem vorgestellt als Colonel Thomas Lawrence, der ungekrönte König von Arabien.“ Thomas erkannte die charismatische Persönlichkeit des nur 1,65 m großen und eher scheuen Lawrence‘. Es entstanden zahlreiche Fotos des Offiziers, und er berichtete aus seiner Sicht über den arabischen Aufstand und seine eigene Beteiligung daran. Thomas machte ihn zum Mittelpunkt einer Dia- und Filmshow, die in England und den USA dem staunenden Publikum gezeigt wurde. Die Zuschauer waren begeistert von dem jugendlichen Helden, der arabisch sprach, mit den Arabern lebte und mit ihnen gegen die Türken kämpfte. Rund zwei Millionen Zuschauer sahen im englischsprachigen Raum die Vorträge von Lowell Thomas. War Lawrence bis zu diesem Zeitpunkt nur einem kleinen militärischen Kreis bekannt, wurde er nun zum Star.

Lawrence selbst veröffentlichte 1926 mit großer poetischer Kraft seine Kriegserfahrungen und -erlebnisse während des arabischen Aufstandes in seinem Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“. Der Titel stammt aus dem Alten Testament und bezieht sich auf einen Spruch Salomos: „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.“ Churchill lobte das Werk: „‚Die sieben Säulen der Weisheit‘ dürfte zu den größten Werken gerechnet werden, die je in englischer Sprache geschrieben wurden.“ Das Buch war Grundlage für den mit sieben Oscars ausgezeichneten Monumentalfilm „Lawrence von Arabien“ des britischen Regisseurs David Lean aus dem Jahr 1962 mit Peter O’Toole in der Hauptrolle. Lean zeigt Lawrence als Soldaten und Träumer, als Freiheitskämpfer und Agenten des britischen Empire, als entfremdeten Helden, der ferne Welten im Namen einer Kultur erobert, die er eigentlich hinter sich lassen wollte, eine Figur, die aller Welt und sich selbst bis zum Ende ein Rätsel blieb.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er vor allem als Held verehrt, doch die Heldenverehrung bekam Risse: War er der Befreier der arabischen Welt oder ein Verräter? Kannte T. E. Lawrence schon früh den Inhalt des Sykes-Picot-Abkom­mens? Ließ er es zu, daß die Beduinen von den Briten als Instrument gegen den Kriegsgegner mißbraucht wurden? In seinem Buch schreibt Lawrence: „Wir alle waren überwältigt, wegen der Weite des Landes, des Geschmacks des Windes, des Sonnenlichts und der Hoffnungen, für die wir arbeiteten. Die Morgenfrische einer zukünftigen Welt berauschte uns. Wir waren aufgewühlt von Ideen, die nicht aus-zudrücken und die nebulös waren, aber für die gekämpft werden sollte. Wir durchlebten viele Leben während dieser verwirrenden Feldzüge und haben uns selbst dabei nie geschont; doch als wir siegten und die neue Welt dämmerte, da kamen wieder die alten Männer und nahmen unseren Sieg, um ihn der früheren Welt anzupassen, die sie kannten. Die Jugend konnte siegen, aber sie hatte nicht gelernt, den Sieg zu bewahren; und sie war erbärmlich schwach gegenüber dem Alter. Wir dachten, wir hätten für einen neuen Himmel und für eine neue Welt gearbeitet, und sie dankten uns freundlich und machten ihren Frieden.“
Doch er war wohl nicht der uneigennützige Freund der Araber, sondern eben ein britischer Geheimagent, dessen Order es war, sie durch Bestechung zum Aufstand gegen das Osmanische Reich aufzuwiegeln. Dafür stand ihm laut Geheimauftrag vom 29.03.1916 (Archiv des Foreign Office, 882/13) „jede beliebige Summe, die nicht eine Million Pfund übersteigt“ zur Verfügung. Den Wortbruch gegenüber den Arabern nahm T. E. Lawrence dabei in Kauf.

Der jordanische Historiker Suleiman Mousa verglich in seinem 1966 erschienenen Buch „T. E. Lawrence: Eine arabische Ansicht“ den Inhalt der „Sieben Säulen der Weisheit“ mit den tatsächlichen Begebenheiten. Diese sind in Lawrence‘ Berichten an seinen Vorgesetzten dokumentiert. Interessanterweise kam Mousa zu dem Ergebnis, daß es sich bei Lawrence‘ autobiografischem Kriegsbericht um reine Phantasie handele. Er schreibt in seinem Buch: „Jene Legende, die sich um Lawrence rankt, gründet sich auf viele unwahre Geschichten.“

Zum guten Schluß
Im Jahr 2016 belegte der britische Kulturminister Edward Vaizey zwei Gegenstände aus dem Nachlaß Lawrence‘ mit einem Exportverbot: Seinen prächtig beschlagenen silbernen Dolch, den er nach dem erfolgreichen Sturm auf Akaba von Sheriff Nasir, einem Cousin Faisals, geschenkt bekam, und seinen weißen Seidenkaftan. Dieser Akt diente dazu, einer britischen Einrichtung die Möglichkeit zu geben, die Stücke bis zum 1. April 2016 für 162.000 € (Kaftan) bzw. 16.500 € (Dolch) – eine andere Quelle gibt die Beträge mit 122.500 £ bzw. 12.500 £ an – zu kaufen und damit „für die Nation zu retten“. Ob dies gelungen ist, ist leider nicht bekannt.

Beide Gegenstände hatte Lawrence der Bildhauerin Lady Kathleen Scott, Witwe des Polarforschers Robert F. Scott, geliehen, um eine Skulptur, die sie von ihm fertigen wollte, vervollständigen zu können, während er sich im Ausland aufhielt. Aus unbekannten Gründen verblieben beide Stücke im Hause Scott.

Das britische Kulturministerium begründet das Exportverbot damit, daß Kleidungsstück und Dolch einen zentralen Bestandteil der Darstellung Thomas Edward Lawrence‘ in Malerei, Skulptur und Fotografie darstellten, „so seien sie ein zentraler Bestandteil seines Lebens und unserer Geschichte“.

Exponate:
Bei seinen Aktivitäten im Vorderen Orient kam T.E. Lawrence zwangsläufig auch mit Waffen in Kontakt, sei es, dass er sie selber führte (wie eine deutsche Mauser C96 sowie die US-amerikanischen Pistolenmodelle 1908 und 1911), als Vertreter der Britischen Armee mit solchen in Verbindung kam (Webley-Revolver, Signalpistole Webley & Scott), die von ihm beratenen Araber damit ausgerüstet waren („Araberflinten“, SMLE) oder aber die gegnerischen Türken diese Waffen verwandten (Mauser C96, Gewehr 88/5). Zusätzlich tritt dann noch die dichterische Freiheit des Drehbuchautoren hinzu, der einem Anführer der Araber eine deutsche Pistole 08 zugestand.


Araberflinte
In Arabien wurden bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein noch Steinschlossflinten verwandt, die sich durch (über-)lange dünne Läufe auszeichnen und die oftmals eine bunte Zusammenstellung von Einzelteilen zeigen, die aus dem europäischen Kulturkreis stammen. Dies war aber oftmals das einzige verbindende Element, denn es finden sich Schlosse, Abzugseinheiten und Beschläge, die aus verschiedenen Waffen stammen und die, je nachdem, was der Waffenschmied gerade vorrätig hatte, wieder neu zusammengefügt wurden. Insofern ist jede „Araberflinte“ ein Unikat, welches vererbt und im Falle eines Defektes mit einem neuen Ersatzteil versehen und weiterverwandt wurde.

 

Gewehr 88/5; Arsenal Erfurt 1890; Kaliber 8 x 57
Als in Frankreich 1886 ein neues Gewehr bei der Armee eingeführt wurde, welches eine Patrone mit dem neuen rauchschwachen (Nitro-)Pulver verschoss, sah sich das Deutsche Reich zu einer raschen Reaktion veranlasst. Die im Arsenal Spandau beheimatete deutsche Gewehr-Prüfkommission entwickelte in Windeseile ein neues kleiner kalibriertes Gewehr und gleichzeitig die hierfür geeignete neue Militärpatrone „8 x 57 I“, welche ebenfalls mit einem Nitropulver geladen ist. Um Zeit zu sparen machte man bei der Gewehr-Prüfkommission einen ‚genialen’ Kunstgriff, indem die als besonders gut gelungen angesehenen Merkmale der Gewehre verschiedener Konstrukteure aus Deutschland und Österreich zu einer einzigen Waffe zusammengefügt wurden. Da hier aber das Ganze weniger war als die Summe seiner Teile – die verschiedenen Waffenelemente waren nicht aufeinander abgestimmt worden – hatte das ‚Kommissionsgewehr’ zahlreiche Mängel, die in der Folgezeit nur z.T. beseitigt werden konnten. Dass es schon 10 Jahre später vom ‚Gewehr 98’ abgelöst wurde, welches eine völlig andere Konstruktion aus einer Hand darstellt, belegt die geringe Brauchbarkeit des Gewehr 88. Dennoch waren noch im Ersten Weltkrieg Gewehre 88 in der Etappe im Gebrauch. Ein großer Teil wurde wohl ab dem Sommer 1916 an die verbündete Türkei abgegeben, wo dringender Bedarf an Militärgewehren bestand. Da man seinerzeit in der Türkei noch Farsi als Schrift verwandte, bekamen die Gewehre noch in Deutschland türkische Beschriftungen und vor allem neue Visiere.

 

.303 caliber, Rifle, Short, Magazine, Lee-Enfield, Mk III (SMLE), Royal Small Arms Factory (RSAF), London Borough of Enfield,  Kaliber .303 British
Bereits 1812 wurde im nördlichsten Stadtbezirk von London eine Waffenfabrik gegründet. Nach einigen anderen britischen Militärgewehren wurde dort das 1895 bei der Army eingeführte „Rifle, Magazine, Lee Enfield Mark I“ gefertigt. Diesem folgte dann 1902 das weitverbreitete „Short, Magazine, Lee Enfield“ (SMLE) in der Ausführung „Mark I“. 1907 erschien dann das „Rifle, Short, Magazine, Lee-Enfield, Mk III“, welches nicht allein in beiden Weltkriegen, sondern auch danach noch in den Kolonien Standardwaffe der britischen Streitkräfte war.
Ihre lange Dienstzeit verdankt diese robuste Waffe nicht allein ihrer Unempfindlichkeit, sondern auch einem weichen und schnellen Schlossgang, der es dem geübten Schützen erlaubt, mit ihm bis zu 20 Schuss in der Minute abzugeben. Dem zufolge meinte die britische Armee bis in den Ersten Weltkrieg hinein, zunächst weitgehend auf Maschinengewehre verzichten zu können, da ihre Soldaten auf eine hohe Schussfolge und präzises Schießen trainiert waren. Das Magazin des SMLE fasst mit 10 Schuss zudem doppelt so viele Patronen wie das des deutschen G88 bzw. G98.

Mauser C96 mit Anschlagschaft; Mauserwerke, Oberndorf, ca. 1913; Kaliber 7,63 mm Mauser;
Im Jahre 1896 kam die Firma Mauser mit einer Selbstladepistole auf den Markt, welche zwar weltweit Beachtung fand und daher weit exportiert wurde, im eigenen Land aber seitens der Behörden weniger geschätzt war. Für die deutschen Streitkräfte wurden nach umfangreichen Tests als Ersatz für die „Reichsrevolver“-Modelle 79 und 83 die Pistole 04 resp. 08 eingeführt.
Bereits im November 1897 wurden aber 1000 der C96 Pistolen an das Osmanische Reich geliefert. Das verwundert nicht , denn Mauser-Gewehre dienten seit der Mitte der 1870er Jahre in dessen Armee. Es blieb jedoch bei diesem Auftrag und die 1000 Mauserpistolen gingen als Ehrengabe an verdiente Offiziere bzw. wurden die Seitenwaffe der Palastwache des Sultans.
Auch in Großbritannien gewann die C96 ihre Käufer: Winston Churchill führte eine solche am 2. September 1898 bei der „Attacke von Omdurman“ beim Feldzug der Briten im Sudan gegen die Truppen des Mahdi wie auch im zweiten Burenkrieg (1899–1902), wo die C96 auf beiden Seiten eingesetzt wurde.
T.E. Lawrence hatte sich wohl schon 1909 eine Mauser C96 zugelegt, die er aber zum Jahresende in Beirut bereits wieder verkaufte (und bei der er, wie er seiner Mutter schrieb, noch einen Gewinn von 5 £ gemacht hatte).

Webley-Revolver Mk V, Webley & Scott, Birmingham 1915, Kaliber .455 Webley
Die Familie der Webley-Revolver diente von 1887 bis in die späten 1960er Jahre hinein bei militärischen und polizeilichen Einheiten Großbritanniens als Dienst- und Ordonnanzwaffe. Ebenfalls 1887 wurde die entsprechende Patrone des Kalibers .455 (= 11,6 x 19mm R) eingeführt. Diese war zunächst mit Schwarzpulver geladen, später mit Kordit (einem frühen Nitrozellulosepulver) und ab 1913 mit den nun verfügbaren noch rauchärmeren Pulversorten. Da diese aber der Patrone eine höhere Brisanz verliehen, mussten die Revolver bereits ab 1899 materialmäßig verstärkt werden. So wurde das Grundmodell, bezeichnet als „Mark I“, aufgrund munitionstechnischer Neuerungen sowie Anregungen durch die Verwender kontinuierlich verändert, ohne allerdings seine typische Silhouette zu verlieren.
Alle Revolver, vom „Mk I“ bis schließlich zum „Mk VI“, fanden sich nebeneinander bei den waffenführenden Einheiten Großbritanniens. Ein hoher Verarbeitungsstandard machte die Webley-Revolver nahezu unverwüstlich. Trotz der geringen Geschossgeschwindigkeit und des Waffengewichtes von (ungeladen) 1100 Gramm ist der Rückstoß doch unangenehm.
Der vorliegende Revolver „Mark V“ wurde ab 1913 in Dienst gestellt, nachdem die erwähnte Umstellung auf rauchärmeres aber dafür brisanteres Pulver für die Patrone eine erneute Verstärkung der gesamten Konstruktion erforderlich gemacht hatte.

Pistole 08, Deutsche Waffen- und Munitions­fabriken, Berlin 1909, Kaliber 9 mm Parabellum
Im Film trägt Omar Sharif, der den (historisch nicht verbürgten) Sherif Ali Ibn El Kharisch darstellt, eine Koffertasche, wie sie für die deutsche Ordonnanzpistole P08 verwandt wurde. Am 31. August 1908 wurde im Deutschen Reich durch allerhöchste Kabinettsorder von Kaiser Wilhelm II die Pistole 08 als Ordonnanzpistole eingeführt. Die Pistole 08 verdrängte als Ordonnanzwaffe die zuvor verwendeten „Reichsrevolver“-Modelle 79 und 83. Zwei Hersteller teilten sich bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ihre Fertigung: die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken in Berlin sowie das Königliche Arsenal in Erfurt, wo zwischen 1911 und 1918 rund 660.000 Pistolen 08 entstanden. Deutschland war daher nach der Schweiz (1900: Pistole 00), Schweden (1907: Pistol M/07) und Österreich (1907: Roth-Steyr M07) die vierte Großmacht, die beim Militär eine Selbstladepistole einführte.

Colt Pistole Modell 1903, Colt’s Patent Firearms Manufacturing Company, Hartford, Connecticut; Kaliber 7,65 mm Browning
Bereits im Juli 1896 hatte John Moses Browning mit der „Colt’s Patent Firearms Manufacturing Company” eine Abmachung getroffen, dass die von ihm entwickelten großkalibrigen und formschlüssig verriegelten Pistolenmodelle von Colt in den USA hergestellt und von dort aus in den USA, Großbritannien und Irland vermarktet werden durften. Genau ein Jahr später traf er eine ähnliche Abmachung mit der Firma „Fabrique Nationale“ (FN) in Liège, welche es dieser belgischen Firma erlaubte, seine kleinerkalibrigen kraftschlüssig verriegelten Modelle innerhalb Europas mit Ausnahme von Großbritannien und Irland zu verkaufen.
Diese Waffen in den Kalibern 6,35 mm Browning und 7,65 mm Browning stellten sich bald als wahre Verkaufsschlager heraus. Also verlangte die Firma Colt schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts von Browning, dass er auch für den US-amerikanischen Markt eine kleinere Taschenpistole entwickeln solle. Diese als Modell 1903 (oder auch Colt Pocket Hammerless) bezeichnete Pistole wurde über 40 Jahre lang gefertigt und erreichte eine Stückzahl von ca. 570.000. 1945 wurde die Produktion eingestellt. Es waren aber noch so viele Einzelteile vorhanden, dass der Zusammenbau weiterer Pistolen bis 1953 lief. Ursprünglich für die Patrone 7,65 mm Browning eingerichtet kam 1908 eine Version im Kaliber 9 mm Browning kurz hinzu, die folgerichtig als „Modell 1908“ bezeichnet wird. Noch während des Zweiten Weltkrieges bekamen Offiziere im Generalsrang von der US-Army diese Pistole als Selbstverteidigungswaffe, und dort verblieb sie tatsächlich noch bis 1972.

 

Colt M1911(A1), Colt’s Patent Fire Arms Manufacturing Company, Hartford, Connecticut; Kaliber .45 ACP
Zwischen 1900 und 1906 entwickelte John Moses Browning eine Selbstladepistole, die eine vom US-Militär verlangte großkalibrige Patrone verschießt. Diese Pistole wurde im März 1911 als offizielle Dienstwaffe der US Army eingeführt. Bereits kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges begannen die USA, Großbritannien mit Waffen zu versorgen. So gingen zwischen Juli 1915 und April 1919 über 15.000 Exemplare der Colt M1911 an das Britische Kriegsministerium. Da in Großbritannien besonders bei der Navy bereits eine Webley-Pistole im Kaliber .455 Webley Automatic eingeführt war, wurde eine nicht mehr bekannte Stückzahl der Colt-Pistolen des UK-Kontraktes für diese Patrone ausgelegt.
T.E. Lawrence führte ab September 1914 sogar zwei Colt M1911 im Originalkaliber. Diese hatte er sich allerdings über einen Freund in den USA bereits vor Aufnahme der Lieferungen an die Britische Armee selber beschafft. Eben diese beiden Pistolen haben ihn wohl während seiner gesamten Zeit im Vorderen Orient begleitet.

Signalpistole Webley & Scott No. 1 Mark III*; Kaliber 1 inch.
Diese klassische britische Signalpistole Webley & Scott No. 1 Mark III entstammt dem Jahr 1912. In ihrer Ursprungsversion hatte die in ihren wesentlichen Teilen recht seewasserbeständig aus Messingbronze gefertigte Kipplaufwaffe noch keinen Lauftrichter und auch keine Sicherung. Revolutionär war seinerzeit ein integrierter Hülsenausstoßer, durch den die abgeschossene Patrone bequem entnommen und die Waffe neu geladen werden kann.
Militärisch genutzte Signalpistolen tragen den sog. broad-arrow, einen Pfeil, der die Waffe als Staatseigentum kennzeichnet. Ab 1917 wurden die Signalpistolen des Typs No. 1 Mark III aus Unfallvermeidungsgründen durch den Einbau einer Sicherung sowie dem Aufschrumpfen eines Trompetenlaufes nachgerüstet. Gerade auf schwankenden Schiffsplanken war es immer wieder zu schweren Verbrennungen der linken  Hand des Schützen gekommen, wenn dieser die Waffe beim Schießen unterstützend festhielt und durch den Rückstoß mit den Fingern in den Feuerstrahl des Mündungsbereiches gelangte.
In den beiden letzten Kriegsjahren des Ersten Weltkriegs fertigte die Firma Webley & Scott nur noch das Modell Mark III*. Das Sternchen hinter der Modellbezeichnung „III“ steht für die an dieser Waffe erfolgten unfallvermeidenden Modifikationen.
Die Firma Webley & Scott konnte im Verlauf des Krieges den Bedarf der Front nicht allein decken, so dass auch andere Hersteller in die Produktion eingebunden wurden. Die weltweite Gesamtproduktion an originären und modifizierten Signalpistolen des Typs No. 1 Mark III dürfte dadurch eine halbe Million Stück überschritten haben.

 

Nimcha
Der Nimcha ist ein Säbel, dessen Entwicklung in das 17. Jahrhundert fällt und der sich von da an in der ganzen arabischen Welt verbreitete. Er ist sowohl als Angriffs- als auch Verteidigungswaffe gedacht.
Seine leicht gebogene Klinge ist einschneidig und verschmälert sich vom Griff zur Spitze hin. Sie hat meist einen einseitigen Hohlschliff, der fast bis zur Spitze reicht. Es gibt aber auch andere Ausführungen mit doppeltem oder gar dreifachem Hohlschliff. Die Klinge misst um 80 cm, der Säbel insgesamt ist etwa 100 cm lang.
Charakteristisch ist der Griff mit zwei Parierstangenpaaren, von denen die obere  und die handrückenseitige untere zur Klinge hin gebogen sind, während die fingerseitige Parierstange in einen Handschutzbügel mündet, der bis zum Knauf verläuft. Je nach finanziellem Status des Besitzers besteht der Griff aus Holz oder Horn, bei besser Gestellten auch aus Metall oder Elfenbein mit (Halb-) Edelsteineinlagen. Das vorliegende Stück stammt aus Marokko und wurde nach1850 zusammengebaut.
Eine hochwertige südeuropäische Säbelklinge aus der Zeit nach 1790 hat eine Zweitverwendung gefunden. Die Rückenklinge hat eine zweischneidige Spitze und eine beidseitige einfache Kehlung. Am Klingenansatz findet man eine bei Blankwaffen häufig vorkommende Schmiedemarke. Das eiserne Bügelgefäß ist von typischer Art und zeigt einen stilisierten Reiter auf einem Pferd oder Kamel. Der Griff besteht aus Rhinozeroshorn.

Jambiya (auch Jambia, Dschambiya)
Der Jambiya ist ein arabischer Krummdolch, der ursprünglich als effizientes Kampfmesser eingesetzt wurde. Seine Tradition geht bis in die vorislamische Zeit zurück. Heutzutage dient er als kulturelles Symbol oder wird als Schmuckgegenstand am Gürtel getragen, wobei er durchaus auch die Funktion eines Statussymbols hat. Im Jemen gehört der Jambiya noch heute zur täglichen traditionellen Bekleidung des Mannes.
Es gibt ihn in verschiedenen Versionen, unterschieden nach Länge, Breite, Dekoration und Klingenform. Seine Klinge ist breit, zweischneidig und im Verhältnis zum Griff schwer. Sie wird vom Heft zum Ort schmaler. Ihre Biegung im Ortbereich ist abhängig von der gesellschaftlichen Position seines Trägers. Starke 180°-Biegungen verweisen auf einen religiösen Würdenträger. Abhängig vom Herstellungsgebiet weisen die Klingen einen mehr oder weniger starken Mittelgrat auf.
Sein Griff besteht aus Holz, Horn, Elfenbein oder Metall. Ein Parier ist nicht vorgesehen. Das Heft und der Knauf sind meist aus einem Stück gearbeitet. Zur Verzierung sind sie mit Nieten, Münzen, Silberdrahtgeflechten usw. ausgestattet. Bei wertvollen Ausführungen besteht der Griff aus Giraffenknochen oder sogar dem Horn eines Nashorns. Dazu gehört ein meist samtbezogener bestickter Textilgürtel mit aufgenähten vergoldeten und niellierten Zierbeschlägen.

Kupferteller aus dem späten 19. Jahrhundert
Auf diesem verzinnten Kupferteller in Treib-Arbeit wurde in den Beduinenzelten der starke und süße Tee gereicht. Das Stück stellt aufwändigste Handarbeit dar, vom Kupferschmied über den Graveur bis zum Metallfärber. Der Kupferschmied fertigte zuerst den Teller und gab ihm Form und Gestalt. Dann wurden die Muster grob mit Hammer und Meißel aus dem Material getrieben und somit plastische Motive aus dem sonst flachen Teller herausgearbeitet.
Anschließend wurden die Ornamente mit dem Stichel überschnitten und so die Konturen geschärft. Die Hintergründe wurden danach punziert, um so Kontraste über matte und polierte Flächen zu erzeugen. Als nächstes wurde der Teller vorsichtig verzinnt, um einen silbernen Glanz zu erzielen. Vorsichtig, da die feinen Linien nicht verdeckt werden sollten. Zum Schluss wurden die Hintergründe noch geschwärzt. Mit welchem Material dies geschah, ist ein noch heute wohl gehütetes Geheimnis der Metallfärber.
Umso prachtvoller ein Teller war, als desto wohlhabender durfte der Eigentümer gelten. Die Gastfreundschaft der Beduinen, die als besonders ausgebildet gilt, ehrt so auch den Gast: Indem man ihm einen besonderen Teller vorsetzt, bringt man dem Gast Wertschätzung entgegen. Wie peinlich wäre es wohl, würden wir einen Beduinen zu Besuch haben und ihm ganz normales Geschirr vorsetzen. Eine tödliche Beleidigung!

Quellen:
-„Lexikon der deutschen Geschichte“, Alfred Krömer Verlag Stuttgart, 1979, ISBN 3-520-80001-2
-Bodo Harenberg (Hg.) „Chronik der Menschheit“, Chronik Verlag, 1984
„Jahrtausendbuch“ Reader’s Digest, 2003, ISBN 3-89915-108-9
-Thomas Kunze „Lawrence von Arabien: Zwischen Mythos und Wahrheit“, Artikel vom 09.01.2011, https://www.hoerzu.de/wissen-service/wissen/lawrence-von-arabien-zwischen-mythos-und-wahrheit
-Dieter Wunderlich „Buch- und Filmtipps: Thomas Edward Lawrence –
-Lawrence von Arabien“, www.dieterwunderlich.de/T_E_Lawrence.htm
Godehard Uhlemann „Wer war Lawrence von Arabien?“, Artikel vom 28.04.2011, http://www.rp-online.de/digitales/wer-war-lawrence-von-arabien-aid-1.2182714
-Christian Schröder „Lawrence von Arabien – Held und Hochstapler“, Artikel vom 25.11.2010, http://www.tagesspiegel.de/kultur/lawrence-von-arabien-held-und-hochstapler/3273488.html
-Barbara Weber „Wer war Lawrence von Arabien?“, Artikel vom 05.05.2011, http://www.deutschlandfunk.de/wer-war-lawrence-von-arabien.1148.de.html?dram:article_id=180755
-Maike Damm „„Lawrence von Arabien – 007 der Wüste“, Artikel vom 11.07.2007, http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid-6806/lawrence-von-arabien_aid_66122.html
-Tilman Spreckelsen „Thomas Edward Lawrence – Ein Geburtshelfer der arabischen Revolution“, Artikel vom 10.04.2011, http://www.faz.net/aktuell/wissen/thomas-edward-lawrence-ein-geburtshelfer-der-arabischen-revolution-1623009.html
-Ulli Kulke „Lawrence von Arabien – Held, Legende, Aufschneider“, Artikel vom 21.11.2010, https://www.welt.de/kultur/history/article11060064/Lawrence-von-Arabien-Held-Legende-Aufschneider.html
-Werner Koch „Das reduzierte Heidenleben des T. E. Lawrence“, www.zeit.de, Artikel vom 21.11.1969
-Bernhard Zand „Hundert Jahre Krieg“, Artikel vom 27.01.2014, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124719307.html
-Doris Götting „Die türkisch-deutsche Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg“, Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier vom 01.09.2014, http://www.bpb.de/internationales/europa/tuerkei/184966/erster-weltkrieg
-Günther Haller „Der Federstrich der Kolonialisten: Fallen die Grenzen in Nahost?“ Artikel vom 07.07.2014, http://diepresse.com/home/zeitgeschichte/3833918/Der-Federstrich-der-Kolonialisten_Fallen-die-Grenzen-in-Nahost
-Nick Brauns „Traum vom Ölimperium“, www.nikolaus-brauns.de, Buchvorstellung vom 22-10.2007
-Alexander Menden „Dolch und Kaftan“, Artikel vom 04.02.2016, http://www.sueddeutsche.de/kultur/auktion-und-nationalerbe-dolch-und-kaftan-1.2849306
-Willi Winkler „Freiheit in den Sternen“, Artikel vom 04.02.1991, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13487798.html
-„Hedschas-Bahn – Im Namen Allahs“, Artikel vom 09.12.1964, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46176336.html
-Ayhan Bakirdögen „Mit Volldampf nach Euphrat und Tigris“, Artikel vom 21.03.2004, https://www.welt.de/print-wams/article108169/Mit-Volldampf-nach-Euphrat-und-Tigris.html
-Thomas Edward Lawrence „Die sieben Säulen der Weisheit – Lawrence von Arabien“, Ullstein Verlag, ISBN 978-3-548-60911-9
-A.W.F. Taylerson, The Revolver 1889 – 1914, London 1970, S.B.N. 0 257 65116 0
-Bernd Rolff, Im Dienst Ihrer Majestät – Die Gewehre und Seitengewehre der britischen Streitkräfte und des Commonwealthländer von 1888 bis 2017,  Blaufelden 2017, ISBN 978-3-946429-06-7
-Dieter Storz, Deutsche Militärgewehre, Schußwaffen 88 und 91, Wien 2012, ISBN 978-3-902526-55-7
-John Walter, The Luger Story: The Standard History of the World‘s Most Famous Handgun, ISBN 1-85367-436-2
-Joachim Görtz, Die Pistole 08, Stuttgart 2000, ISBN 3-7276-7065-7
-Manfred Kersten †, Mauser C96 (unveröffentlichte Manuskripte aus seiner Buchreihe zu den Kapiteln „Türkei“, „Südafrika“, „Sudan“ und „Arabien“)
-Edward Clinton Ezell, Handguns of the World: Military Revolvers and Self-Loaders from 1870 to 1945, Stackpole Books, 1982, ISBN 9780811708166
-A.B. Zhuk, The Illustrated Encyclopedia of Handguns, Greenhill Books, London 1995, ISBN 1-85367-187-8
-Wolfgang Kern, Waffen, die Leben retten“, in: vdw (Verband für Waffentechnik und –geschichte e.V.) Sonderheft „40 Jahre im Dienst legaler Waffenbesitzer“, Düsseldorf im März 2010, S.28 – 31

Wikipedia:
„Mohammed“ https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed
„Islamische Expansion“ https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Expansion
„Byzantinisches Reich“ https://de.wikipedia.org/wiki/Byzantinisches_Reich
„Osmanisches Reich“ https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich
„T. E. Lawrence“ https://de.wikipedia.org/wiki/T._E._Lawrence
„Hedschas-Bahn“ https://de.wikipedia.org/wiki/Hedschasbahn
„Sykes-Picot-Abkommen“ https://de.wikipedia.org/wiki/Sykes-Picot-Abkommen
„Nimcha“ https://de.wikipedia.org/wiki/Nimcha