Am Beispiel Heckler & Koch G 3 (Modell)

von Egon Thiel

G3 Softair mit Original-ZF G3 (erste Ausführung) und Original-Stanag-Montage

Eine Softair als Sammelobjekt? Hier soll nicht das Schießen mit Softairs beleuchtet werden, sondern, dass es auch andere Gründe für den Erwerb eines solchen Stückes geben kann, z.B. sammlerische.

Vielfach ist es aufgrund gesetzlicher Vorgaben oder mangelnder Verfügbarkeit nicht möglich, Lücken einer Sammlung mit Originalen oder zu Deko geänderten Originalen zu schließen.

Geht es einzig um die optische Erscheinung zur Dokumentation und nicht so sehr um die Veranschaulichung innerer Technik (z.B. bei einem reinen Techniksammler, der auch die Funktion anschaulich darstellen will), kann durchaus auch schon einmal eine erlaubnisfreie „Modellwaffe“ diesen Zweck erfüllen.

Das hier vorgestellte und seit Ende 2018 im Handel angebotene Softair- G3 von VFC ist so ein Beispiel.

Generationen von Wehrdienstleistenden haben das, aus dem Cetme-Gewehr entwickelte, ab 1959 standardmäßig bei der Bundeswehr eingeführte Gewehr von Heckler & Koch als „Braut des Soldaten“ in der Hand gehalten.

 

Die ersten Fertigungslose wiesen noch eine Holzschäftung auf, d.h. Kolben und Handschutz waren aus Holz, das Griffstück aus schwarzem Kunststoff ( (Bild links:

BW-Übung mit G3A1 mit Holzschaft /Foto: BW Heft 5 Jahrg. 1977). Im Laufe der Jahre erfolgte eine ständige Weiterentwicklung, Einführung weiterer Versionen (z.B. mit Einschubschaft für Fallschirmjäger) sowie kleinere und größere Änderungen. U.a. wurden ab Juni 1962 G3 (genauer G3 A2) mit Kunststoffschäftung an die Truppe geliefert. Kolben und Handschutz waren dabei zunächst aus schwarzem Kunststoff. Erst ab 1964 war man in der Lage; den Kunststoff oliv einzufärben, so dass ab dann die Kunststoffteile in oliv geliefert wurden. Gleichwohl sind auch noch nach 1962 gefertigte G3 mit Holz bekannt.

 

Wann die ersten Stücke in Olivgrün bei der Truppe auftauchten ist nicht genau bekannt. So ist einmal die Rede davon, dass erste Stücke mit Plastikkolben und -handschutz ab ca. 1973/74 ausgegeben wurden und andererseits die Info, das G3 mit Holzschäftung bis Ende der 1980er Jahre noch in Gebrauch waren, ja sogar noch neu im Depot eingelagert waren.

Eine genaue Trennlinie zwischen Holz und Plastik zu ziehen ist heute kaum mehr möglich, da G3 auch i. R. von Inspektionen und Reparaturen auf Kunststoffschäftung umgerüstet wurden. Letztendlich blieben nur pflegeleichtere „Plastikvarianten“ übrig.

 

Ab Dezember 1964 wurden ausgesuchte G3 mit 4-fach-Zielfernrohren ausgestattet (G3 A3 ZF). Es sollen aber auch holzgeschäftete G3 mit Zielfernrohren vorhanden gewesen sein. Möglicherweise handelte es sich dabei um ausgesuchte Altbestände des G3 A1.

Das ursprüngliche Klappvisier der frühen Stücke wurde durch ein, ab 1960 eingeführtes, Trommelvisier mit Lochkimme ersetzt.

Im Dezember 1977 beschloß die Bundeswehr die Ablösung des G3 durch das G36. Trotzdem befinden sich auch heute noch (2019) G3 in den Depots und z.T. auch noch im Einsatz.

Das G3 von VFC, vertrieben von Umarex, weist eine authentische Beschriftung auf. Als Typenbezeichnung findet sich am Magazinschacht „G3FS“. Das „FS“ steht hier für „Freischwinger“. Ab Dezember 1964 waren die Läufe des Originales nicht mehr mit dem Durchladerohr fest verbunden (G3 A3 (FS).

 

Daneben befindet sich die gelaserte Seriennummer des „G3“. Anzumerken ist hier, dass die Seriennummer der Originale eingeprägt war.

„Hergestellt“ wurde das (Modell) G3 laut Beschriftung „2/72“, d.h. im Februar 1972. Durch diese zeitliche Einordnung fällt die Option für eine attraktive Holz-optik weg, will man „original“ bleiben.

 

Das Modell ist jedoch so akkurat nachgebaut, dass originale Schaftkomponenten ausgetauscht werden können. Zu beachten ist hierbei aber, dass beim Kolben der Metallbeschlag ausgetauscht werden muss, da die fest montierte Verschlußfeder des Originales zu lang und zu stark für die Softair ist.

Auch ansonsten glänzt die Softair durch hohe Authentizität. So kann das Modell komplett wie das Original in die Baugruppen

-Gehäuse mit Rohr, Lade- und Visiereinrichtung

-„Verschluß“

-Griffstück

-Schulterstütze mit Bodenstück

-Handschutz

-Magazin

zerlegt werden und ist weitestgehend aus Metall hergestellt. Da es mit Gasdruck (GBB = Gas Blow Back) betrieben wird und der Gastank im Magazin verbaut ist, stören auch keine, im Original nicht vorhandene, Anbauteile wie Akkus o.ä..

Es kann, wie das Original, mit dem Spannhebel durchgeladen werden und funktioniert im sog „Blowback-Modus“, soll heißen, der „Verschluß“ repetiert auch sichtbar und gibt bei jedem Zurückgleiten das Auswurffenster frei.

Der Feuerwahlhebel kann in alle 3 Postitionen „S, F, D“ verstellt werden. Die Funktion ist aber aufgrund gesetzlicher Vorgaben in Deutschland auf Semi-Automatik beschränkt.

 

Das qualitativ hochwertige G3-Modell spricht sowohl den Nostalgiker, in Erinnerung an seine Wehrdienstzeit, als auch den ernsthaften Sammler deutscher Polizei oder Militärwaffen an. So wurde das G3 nicht nur bei der Bundeswehr sondern auch bei Polizei und BGS geführt. Auch beim Zoll versah das G3 ab 1974 seinen Dienst beim Zollgrenzschutz. Im Justizdienst gab es auch Exemplare, welche zur Bewachung von Justizvollzugsanstalten genutzt wurden.

 

Neben dem AK 47 zählte das Heckler & Koch G3 mit zu den am weitesten verbreiteten Selbstladegewehren. Es wurde in mindestens 80 Länder exportiert und in verschiedenen Ländern in Lizenz gefertigt. Es wurden etwa 7 Millionen Stück hergestellt.

Von links: Die originale Stanag-Montage ist aufsetzbar; links das 20-schüssige Original-Magazin, rechts das Softairmagazin, welches den Gastank und die 6mm BBs aufnimmt; Kolben mit Federführung (beim Original ist die Führungsstange länger!)

Rechtliche Einordnung des G3 -Modells:

Das Modell verschießt 6mm Plastikkügelchen und hat, laut Herstellerangabe, eine Geschoßenergie von 1,2 Joule, womit es ein „F im Fünfeck“ aufweist und rechtlich als erlaubnisfreie Schußwaffe für Personen ab 18 Jahre eingestuft ist.

Somit ist ein Führen ausserhalb des geschlossenen Besitztums verboten!

Schießen ist ebenfalls nur im befriedeten Besitztum (oder auf Schießständen) erlaubt, wenn die Kügelchen das die Befriedung nicht verlassen können.

 

 

(Quellen: Wikipedia -HK G3; Internetrecherche; verschiedene DV der Bundeswehr..; „Full Circle -A Treatise on Roller Locking“ v. R. Blake Stevens, Collector Grade Publications 2006; Der Dienstunterrricht im Heere /Brand/Reibert 1961/62, s.115 „Das Gewehr G3 (Cetme)“….

Von links: Schießübung mit G3 A2/Manöver Höxter, Frühjahr 1968 (Foto: Wolfgang Dicke); Gewehrpyramide mit G3 A1 in Holzschäftung (Foto: Wolfgang Dicke); Übung der BePo Westberlin mit G3 A3, 09.03.1984 (Archiv E. Thiel)